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Aktivistinnen, die sich für Frauenrechte und gegen den Schleierzwang einsetzen, sind im Iran brutaler Repression ausgesetzt. Das Teheraner Regime demonstriert seine extreme Frauenfeindlichkeit, indem es Frauenrechtlerinnen zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.
Ende Mai wurde die Journalistin und Frauenrechtlerin Jina Modarres Gorji (Bild) von einem Regime-Gericht in der nordwestiranischen Stadt Sanandaj zu 21 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie angeblich versucht habe, das Regime mit „feministischer Ideologie“ zu stürzen.
Die Teheraner Diktatur wirft Jina Modarres Gorji u.a. vor, einen Verein gegründet zu haben, der sich für die Rechte von Frauen einsetzt. Die Verurteilung zu 21 Jahren Haft erfolgte außerdem wegen ihrer Teilnahme an internationalen Konferenzen und Workshops, ihrer Interviews mit ausländischen Medien sowie wegen der Veröffentlichung ihrer Texte im Internet.
Jina Modarres Gorji war erstmals im September 2022 wegen ihrer Beteiligung an der landesweiten Protestbewegung gegen das Regime festgenommen worden. Nach 40 Tagen Haft im Zentralgefängnis von Sanandaj kam die Aktivistin gegen Kaution vorläufig frei. Im April 2023 wurde sie erneut verhaftet. Der Regime-Geheimdienst verschleppte sie auf offener Straße. Danach wurde sie drei Monate lang im Gefängnis von Sanandaj festgehalten, bis sie im Juli nach einer erneuten Kautionszahlung bis auf weiteres entlassen wurde. Vor einigen Wochen musste die Frauenrechtlerin für mehrere Tage ihre Buchhandlung schließen, weil sie sich dem Kopftuchzwang widersetzt hatte.
Mit neuen frauenfeindlichen Gesetzen und Unterdrückungsmethoden will das Teheraner Regime die Zwangsverschleierung gewaltsam durchsetzen. Den Frauen, die sich dem Zwang nicht beugen, drohen immer härtere Strafen, darunter jahrelange Haft. Der Schleierzwang verstößt gegen grundlegende Menschenrechte. Er verletzt die Würde von Frauen und Mädchen und stellt eine grausame und erniedrigende Behandlung dar, die nach dem Völkerrecht grundsätzlich verboten ist und der Folter gleichkommt.
Bereits im April hat der UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk das Teheraner Regime aufgefordert, die Unterdrückung der Frauen zu stoppen. Alle Formen geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Gewalt müssten beseitigt werden, u.a. durch die Aufhebung von repressiven Gesetzen, Richtlinien und Praktiken.
Im März hatten UN-Ermittlerinnen angesichts der Repression im Iran schwere Vorwürfe gegen das Teheraner Regime erhoben. Die gewaltsame Unterdrückung von Protesten und die Diskriminierung der Frauen seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zu den Verbrechen, die im Zusammenhang mit den Protesten von staatlichen Stellen begangen worden seien, gehörten Mord, unverhältnismäßige Gewaltanwendung, Freiheitsberaubung, Folter, Vergewaltigung, Verschwindenlassen und geschlechtsspezifische Verfolgung.
Schriftstellervereinigung PEN Berlin: "Das Todesurteil gegen einen Dichter, der nichts anderes getan hat, als Umweltzerstörung und Korruption anzuprangern, entlarvt den iranischen Machtapparat als das, was er ist: ein System organisierter Barbarei. Was im Iran geschieht, geht uns alle an. Das internationale Schweigen zu diesen Urteilen ermutigt das Regime in Teheran, weiterhin mit brutaler Härte gegen Dichter, Intellektuelle und andere Kritiker vorzugehen."
Mehr als 300 Menschenrechtsexpertinnen und -Experten, darunter namhafte Juristen, Richter und Nobelpreisträger aus verschiedenen Ländern, setzen sich dafür ein, dass die drohenden Hinrichtungen politischer Gefangener im Iran von den Vereinten Nationen gestoppt werden.
Amnesty International zur Menschenrechtslage im Iran im Jahr 2024: "Tausende Menschen wurden willkürlich inhaftiert, verhört, schikaniert und zu Unrecht strafrechtlich verfolgt, weil sie ihre Menschenrechte wahrgenommen hatten. Gerichtsverfahren verstießen weiterhin regelmäßig gegen internationale Standards. Verschwindenlassen sowie Folter und andere Misshandlungen waren auch 2024 an der Tagesordnung und kamen systematisch zur Anwendung. Die Behörden vollstreckten grausame und unmenschliche Strafen wie Auspeitschungen und Amputationen und verhängten willkürliche Todesurteile."